ÜBERSTUNDEN, VIEL BELASTUNG UND STREIK: DIANAS HARTER ALLTAG ALS ERZIEHERIN

In gut acht Minu­ten gibt Dia­na einen Ein­blick in ihren Kita-All­tag. Die­se 8 Minu­ten rei­chen, um zu erken­nen, dass das Sys­tem Kita in der Form nicht mehr lan­ge funk­tio­nie­ren kann.
Über­stun­den, ver­scho­be­ne Urlaubs­ta­ge, stän­dig kran­ke Kol­le­gin­nen sind an der Tagesordnung. 

Dia­na ist aller­dings nicht nur Erzie­he­rin. Sie ist auch Mut­ter von zwei Kin­dern, denen sie auf­grund ihres anstren­gen­den Arbeits­all­ta­ges oft nicht wirk­lich gerecht wer­den kann. Die­se Situa­ti­on betrifft sicher nicht nur den Beruf der Kita-Fach­kräf­te. Von Betreu­ungs­zeit­aus­fäl­len berich­tet Dia­na nicht aus ihrer Per­spek­ti­ve als Mut­ter. Aber es steht wohl außer Fra­ge, dass es sehr vie­le Müt­ter mit eben­falls anstren­gen­den Beru­fen gibt, die zusätz­lich noch durch spon­ta­ne Kür­zun­gen der Betreu­ungs­zei­ten oder Kita-Schlie­ßun­gen belas­tet werden.

Es ist über­deut­lich: Es fehlt Per­so­nal. Der Fach­kräf­te­man­gel kann nicht schön gere­det wer­den. Es fehlt aber auch vie­ler­orts der Wil­le, Lösun­gen statt Aus­re­den zu suchen. Es gilt für alle Ver­ant­wor­tungs­trä­ger, sich neu­en Ideen zu öff­nen und sich nicht auf dem Fach­kräf­te­man­gel aus­zu­ru­hen. Bedarfs­pla­nun­gen dür­fen nicht auf Kan­te genäht wer­den und Ver­tre­tungs­kräf­te­pools müs­sen end­lich eine brei­te Akzep­tanz fin­den. Der Maß­nah­men­plan bei Per­so­nal­man­gel ist ein Instru­ment für den Schutz der Kin­der, kein Frei­fahrts­schein für aus­blei­ben­de Bemü­hun­gen und Sparmaßnahmen.

ERFAHRUNGSBERICHTE AUS DER PRAXIS: DAS KITA-KRISENBUCH

Erschre­ckend, aber nicht über­ra­schend — so kann man die Erfah­rungs­be­rich­te meh­re­rer Fach­kräf­te aus dem Kita-All­tag wohl bezeich­nen, wel­che die Rosa-Luxem­burg-Stif­tung in ihrer neu­es­ten Publi­ka­ti­on „Kita-Kri­sen­buch – Sys­tem­ver­sa­gen auf­de­cken“ zusam­men­ge­tra­gen hat.

Die Über­las­tung der Fach­kräf­te ist ein ernst­zu­neh­men­des Pro­blem, wel­ches nicht nur die Fach­kräf­te selbst, son­dern auch das Wohl der Kin­der gefähr­det. Durch Per­so­nal­man­gel und stei­gen­de Anfor­de­run­gen sind vie­le Fach­kräf­te gezwun­gen, mehr Auf­ga­ben zu bewäl­ti­gen, als sie in der Lage sind, ver­ant­wor­tungs­voll zu erfül­len. Die­se Über­las­tung führt nicht nur zu einem erhöh­ten Stress­le­vel und einer hohen Krank­heits-Quo­te unter den Fach­kräf­ten, son­dern hat auch direk­te Aus­wir­kun­gen auf die Betreu­ung und För­de­rung der Kin­der. Wir befin­den uns bereits mit­ten in der Abwärts­spi­ra­le: Per­so­nal­man­gel führt zu Über­las­tung und höhe­rem Kran­ken­stand, die­ser wie­der­um zu noch mehr Personalmangel.


Über­for­der­te Fach­kräf­te kön­nen den indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­sen der Kin­der nicht gerecht wer­den. Dies kann zu einer Ver­nach­läs­si­gung der emo­tio­na­len und sozia­len Ent­wick­lung der Kin­der füh­ren. Wie die Erfah­rungs­be­rich­te deut­lich zei­gen, sind auch unge­woll­te kin­des­wohl­ge­fähr­den­de Zustän­de an der Tages­ord­nung. Daher ist es ent­schei­dend, dass die Rah­men­be­din­gun­gen in den Kitas ver­bes­sert wer­den, um sowohl die Fach­kräf­te zu ent­las­ten als auch das Kin­des­wohl zu sichern.

In Rhein­land-Pfalz soll der Maß­nah­men­plan sicher­stel­len, dass die Zustän­de, wie sie aus Ber­li­ner Kitas berich­tet wer­den, nicht zur Tages­ord­nung wer­den. Die damit ver­bun­de­ne Redu­zie­rung von Betreu­ungs­zei­ten stellt für Eltern ein gro­ßes Pro­blem dar, ist aller­dings im Sin­ne des Kin­des­wohls zwin­gend erfor­der­lich. Dies kann man im Kita-Kri­sen­buch ein­drucks­voll nach­le­sen. Eine Fach­kraft für 18 oder gar mehr Kin­der ist zwei­fels­frei mehr als deut­lich zu wenig!

Eben­falls klar ersicht­lich geht aus den Erfah­rungs­be­rich­ten her­vor, wie groß die Ver­ant­wor­tung und der Anteil der Kita-Trä­ger an den Arbeits­be­din­gun­gen ist. Eine aus­rei­chen­de Anzahl an Ver­tre­tungs­kräf­ten ist uner­läss­lich. Denn: Die Ein­schrän­kung der qua­li­ta­ti­ven und quan­ti­ta­ti­ven Betreu­ung im Rah­men des Maß­nah­men­plans ist für Aus­nah­me­si­tua­tio­nen gedacht und stellt kei­nen Frei­brief dafür dar, Betreu­ung redu­zie­ren zu kön­nen statt Per­so­nal ein­zu­stel­len! Auch der nicht zu leug­nen­de Fach­kräf­te­man­gel darf kei­ne Aus­re­de für Untä­tig­keit sein. Bestehen­de Mög­lich­kei­ten, die Per­so­nal­si­tua­ti­on zu ver­bes­sern, müs­sen ver­stärkt genutzt wer­den. Trä­ger und auch Fach­kräf­te dür­fen sich nicht län­ger ver­weh­ren, Lösun­gen wie mul­ti­pro­fes­sio­nel­le Teams oder Ver­tre­tungs­pools umzu­set­zen. Die­se sind kei­ne All­heil­mit­tel, aber Bau­stei­ne auf dem Weg zu bes­se­ren Arbeits­be­din­gun­gen. Auch der zügi­ge Aus­bau der Gebäu­de ist ein Fak­tor, der nicht zu ver­nach­läs­si­gen ist. Auch das Vor­ge­hen, immer mehr Kin­der in zu klei­nen Räum­lich­kei­ten unter­zu­brin­gen und der teils ver­bun­de­ne, täg­li­che Umbau von Grup­pen- zu Essens­raum ist eine Mehr­be­las­tung für das Personal.

Es ist drin­gend not­wen­dig, ver­bind­li­che und wirk­sa­me Maß­nah­men zur Siche­rung der päd­ago­gi­schen Qua­li­tät in den Kitas zu ergrei­fen und die Beschäf­tig­ten zu ent­las­ten. Dies betrifft alle Ebe­nen der Ver­ant­wor­tungs­trä­ger! Es braucht mehr als blo­ße Auf­be­wah­rung, denn es geht um die Kin­der die­ses Lan­des und um die Zukunft unse­rer Gesellschaft.

Quel­le Abbil­dun­gen: Kita-Kri­sen­buch — Rosa-Luxemburg-Stiftung

VORRÜBERGEHENDE BELEGUNG VON U2-PLÄTZEN MIT Ü2-KINDERN BIS ENDE 2028 MÖGLICH

Newsletter

In sei­nem aktu­el­len Rund­schrei­ben teilt das Lan­des­ju­gend­amt mit, dass die Über­gang­re­ge­lung zur vor­über­ge­hen­den Bele­gung von U2-Plät­zen mit Ü2-Kin­dern bis Ende 2028 ver­län­gert wurde.

Grund­sätz­lich gilt: Voll­endet ein Kind das zwei­te Lebens­jahr hat es einen Rechts­an­spruch auf einen bei­trags­frei­en Ü2-Platz. Hier­für muss ent­spre­chend ein sol­cher Ü2-Platz in der Kita frei sein. Ist dies nicht der Fall, müss­te das Kind in der Theo­rie mit dem zwei­ten Geburts­tag die Kita ver­las­sen. In der Pra­xis ist daher im Rah­men der Bedarfs­pla­nung zu beach­ten, dass für jedes U2-Kind, wel­ches in der Kita auf­ge­nom­men wird, auch ein Ü2-Platz vor­ge­hal­ten wird. Ins­be­son­de­re dort, wo die Anzahl der Kin­der die Platz­ka­pa­zi­tä­ten erreicht (oder über­steigt), führt das in der Regel dazu, dass kei­ne U2-Plät­ze ange­bo­ten wer­den können. 

Die­se Über­gangs­re­ge­lung ist lei­der kein Garant dafür, dass mehr U2-Plät­ze ent­ste­hen, kann aber im Ein­zel­fall eine mög­li­che Lösungs­op­ti­on sein, um die Auf­nah­me eines U2-Kin­des zu ermöglichen.

Das Rund­schrei­ben steht hier zum Down­load zur Verfügung: