SCHOCKIEREND, ABER LEIDER NICHT ÜBERRASCHEND

LANDESELTERNAUSSCHUSS ÄUSSERT SICH ZU „UNDERCOVER IN KITAS UNTERWEGS

Am 28.9.2023 war das „Team Wallraff“ auf RTL mit aufwühlenden Bildern aus Kitas in Deutschland zu sehen. Der Landeselternausschuss (LEA) begrüßt die Debatte, die dadurch ausgelöst wurde, und fordert die Verantwortungsgemeinschaft zum Handeln auf.

Kinder werden vernachlässigt, ausgelacht, sogar gequält. Und das von den Menschen, die Fachkräfte für Erziehung, Bildung und Betreuung sein sollten. In den Einrichtungen, in die Familien vertrauensvoll ihre Jüngsten geben, in denen sie sie sicher aufgehoben wähnen. Nicht in einer grauen Vergangenheit, irgendwo anders, sondern hier und jetzt in unserem Land.

Der LEA befasst sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Gewalt in Kitas. Ihn trifft der RTL-Bericht genauso wie jeder andere Fall von Kindesmisshandlung zuvor. Überraschen kann er allerdings nicht mehr.

„Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen“, betont Karin Graeff, Vorsitzende des LEA. „Aber es ist erfreulicherweise auch nicht so, als würden wir bei null anfangen“. Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren einiges auf dem Gebiet des Kinderschutzes getan: verpflichtende Kinderschutzkonzepte für jede Kita, die Einführung des Kita-Beirates, zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zum Thema sowie viele sehr engagierte Kita-Akteur:innen, die sich mit Herzblut für die Kinder einsetzen, sind nur einige Beispiele für die Bewegung, die durch das Kita-System geht.

„Das Thema ist in der Fachwelt kein Tabu mehr und das ist ein großer Fortschritt“, erläutert Gordon Amuser, stellvertretender Vorsitzender des LEA. „Berichte wie der von Herrn Wallraff erreichen hoffentlich, dass das auch bald für die breite Öffentlichkeit gilt“.

Die Ursachen für Gewalt in Kitas sind nämlich nicht alleine in den übergeordneten Strukturen zu finden. Denn Strukturen, die Gewalt an Kindern verhindern sollen, haben wir viele im Kita-System. Sie bewirken aber für sich alleine genommen nichts. Sie müssen von Menschen mit Leben gefüllt und umgesetzt werden.

„Worin wir ein großes Defizit sehen, ist die mangelnde Zusammenarbeit der Verantwortungsgemeinschaft in noch zu vielen Kitas“, stellt Graeff fest und greift den Appell der Kita-Fachkräfteverbände auf. „Nicht nur jede Fachkraft ist gefordert, sondern alle Erwachsenen, die Teil des Kita-Systems sind“.

Eltern, pädagogische Fachkräfte, Leitungen und Träger der Tageseinrichtung sowie die Jugendämter auf örtlicher- und Landesebene können vor Ort eine ganze Menge tun, um Situationen, wie sie in der Reportage zu sehen sind, zu verhindern. Sie sind es, die den Einblick haben. Zumindest sollten sie ihn haben, was leider viel zu oft nicht der Fall ist. Noch immer gleichen eine ganze Menge Kitas einer Black Box und es scheint nur Wenige zu stören, die dann auch noch mutig genug sein müssen, um gegen die Missstände anzukämpfen. Der LEA beobachtet sogar den Trend Eltern während der Bring- und Holsituation aus den Kitas auszuschließen. Statt dies als Alarm-Signal zu begreifen, scheinen die Handelnden vor Ort solche bequemen „Drive-in-Kitas“ sogar noch zu begrüßen.

Auch der Kita-Beirat wird in viel zu vielen Kitas nicht oder unzureichend genutzt. Normalerweise sollten hier mindestens einmal im Jahr alle Verantwortungstragenden zusammenkommen, um über Themen zu beraten, die z. B. Gewalt in Kitas verhindern könnten. Kinderschutzkonzept, Arbeitsbedingungen in der Kita sowie Qualität und deren Weiterentwicklung sind nur einige wenige Themen, die massiv auf die Sicherheit der Kinder einzahlen würden.

Den Fingerzeit auf Quereinsteiger kann der LEA nicht teilen „In vielen uns bekannten Fällen sind es gerade die Quereinsteiger gewesen, die mutig genug waren, Gewalt gegen Kinder zu melden“, führt Amuser aus. „Wir wünschen uns auch mehr Geld und mehr Personal für die Kitas. Aber vor allen Dingen fordern wir, dass JETZT die bestehenden Möglichkeiten im System konsequent genutzt werden und etwas passiert, damit unsere Kinder gesund aufwachsen können.“ Einige davon finden sich im frisch veröffentlichten Kompendium des Aktionsforums zur Fachkräftesicherung und -gewinnung.

Keine Zeit, kein Geld und ein zu hoher Aufwand dürfen nicht länger die Ausreden sein, sich nur oberflächlich mit den Kitas und dem was dort passiert auseinander zu setzen – für keinen von uns!

Jetzt heißt es Ärmel hochkrempeln!

LEA freut sich über das Kompendium zur Fachkräftesicherung und -gewinnung

Am 27.09.2023 hat das Aktionsforum Fachkräftesicherung und -gewinnung eine lange Sammlung von Möglichkeiten veröffentlicht, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Seit einem guten Jahr treffen sich in diesem Forum Vertreter:innen aller Interessensgruppen des Kita-Systems, um Maßnahmen zusammen zu tragen, die als zielführend angesehen werden. Vieles wurde bereits während der Arbeitsphase weiterentwickelt und erprobt. Die Umsetzung des Kompendiums muss durch die verschiedenen Kita-Akteur:innen erfolgen, idealerweise gemeinsam und auf Augenhöhe.

„Alles, was wir hier gesammelt haben, kann schon jetzt realisiert werden,“ erläutert Karin Graeff, Vorsitzende des Landeselternausschusses Rheinland-Pfalz. „Wir sehen in der konsequenten Umsetzung des Kompendiums tatsächlich eine große Chance, deutliche Veränderungen in den Kitas vor Ort zu erreichen. Das System bietet zahlreiche Möglichkeiten, die allerdings noch nicht flächendeckend bekannt sind und genutzt werden. Das wird sich nun hoffentlich ändern.“

Alle Kita-Akteur:innen sind eingeladen und gefordert, sich mit den Ergebnissen des Aktionsforums auseinander zu setzen und über ihre jeweiligen Vertretungsgruppen Feedback einzubringen. „Wir haben nicht einfach nur ein Schriftstück in die Welt gesetzt, wir begleiten auch die Umsetzung in monatlichen Ergebnisschalten,“ so Gordon Amuser, stellv. Vorsitzender des LEA. „Hier haben alle Interessensgruppen die Chance, ihre Erfahrungen aus der Umsetzung, der erarbeiteten und im Kompendium festgehaltenen Maßnahmen, zu teilen und diese gegebenenfalls weiterzuentwickeln.“

„Die Aufgabe des Aktionsforums ist mit der Veröffentlichung nicht abgeschlossen, sie hat gerade erst richtig begonnen,“ stellt Graeff klar. „Natürlich streben wir auch langfristige Anpassungen und Verbesserungen im Kita-System an. Als Eltern ist es uns jedoch wichtig, dass unsere Kinder JETZT bestmögliche Bedingungen in den Kitas vorfinden.“

Konkrete Handlungsempfehlungen zur Fachkräftegewinnung finden sich im Arbeitspapier des Aktionsforums. Ein Blick hierein lohnt sich für alle Eltern, Leitungen und Träger!

Unter folgendem Link finden Sie nähere Informationen zu Aktionsforum:

Fachkräftesicherung und -gewinnung rlp.de

Fachkräfte-Kampagne: Auf geht’s in die zweite Halbzeit!

Die Fachkräfte-Kampagne des Bildungsministeriums ist in vollem Gange. Der KEA SÜW möchte dazu beitragen, dass die Hintergründe dieser Maßnahme und die damit verbundenen Möglichkeiten, in den Erzieher-Beruf einzusteigen, breit verteilt werden und möchte daher auf einen aktuellen Beitrag im Kita-Newsletter des Bildungsministeriums hinweisen:

Nach zwei sonnigen Sommermonaten konnten wir uns im August mit „frischem Wind“ an die Weiterentwicklung der Kampagne setzen. Und es hat sich gelohnt: Im September planen wir ein echtes Highlight! Wir lassen es richtig krachen und alle Erzieherinnen und Erzieher hochleben. Seid gespannt!

Auch auf den anderen Kanälen haben wir fleißig Content gestiftet und wir freuen uns über jedes Like – also immer schön reinschnuppern und teilen! Auf unserer Webseite unter www.werde-erzieherin-oder-erzieher.rlp.de/download findet Ihr auch schon vorab unsere neue Broschüre für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. Hier sind verschiedene Wege aufgezeigt, wie ihr direkt in der Kita arbeiten oder eine Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher machen könnt.

Und wir waren wieder im Land unterwegs: diesmal auf der Berufsinformationsmesse Rheinhessen am 15./16. September in Mainz. Auch dort konnten wir wieder jede Menge Informationen vor allem an Schülerinnen und Schüler weitergeben und viele Kontakte knüpfen. Auch die Kampagne wird immer bekannter, was uns sehr freut!

Euer Kampagnen-Team

Quelle: Ministerium für Bildung RLP

Fachkräfte-Kampagne: Auf geht’s in die zweite Halbzeit! (rlp.de)