ONLINE-INFORMATIONSVERANSTALTUNG “KITA-BEDARFSPLANUNG” BRICHT TEILNEHMERREKORD

Kita-Zukunftsgesetz

Am 19. Janu­ar 2024 fand eine hoch­ka­rä­tig besetz­te Online-Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung zum The­ma „Kita-Bedarfs­pla­nung“ statt. Der Refe­rent Andre­as Win­hel­ler (Ehren­vor­sit­zen­der des Lan­des­el­tern­aus­schus­ses Rhein­land-Pfalz) und die bei­den Exper­tin­nen Xenia Roth und Julia Bur­kard (Autorin­nen des Kom­men­tars zum KiTa-Gesetz) infor­mier­ten die rund 400 Teil­neh­men­den über die recht­li­chen Grund­la­gen der Bedarfs­pla­nung. Aus­rich­ter der Ver­an­stal­tung waren der Lan­des­el­tern­aus­schuss (LEA) RLP sowie 17 Kreis- und Stadt­el­tern­aus­schüs­se aus ganz Rhein­land-Pfalz. Das Teil­neh­mer­feld zeig­te sich bunt gemischt: Neben zahl­rei­chen Eltern und Eltern­ver­tre­tern, Kita-Lei­tun­gen und Trä­ger­ver­tre­tern nah­men auch Mit­ar­bei­ten­de aus 24 der ins­ge­samt 41 Jugend­äm­ter teil.


Die kom­mu­na­le Kita-Bedarfs­pla­nung soll vor­han­de­ne Betreu­ungs­be­dürf­nis­se der Kin­der einer jeden Kom­mu­ne erfas­sen. Auf­grund der kurz‑, mit­tel- und lang­fris­tig pro­gnos­ti­zier­ten struk­tu­rel­len Ent­wick­lung muss ein Platz­an­ge­bot geschaf­fen wer­den, wel­ches die­se Bedürf­nis­se deckt. Hier­bei stell­ten die Refe­rie­ren­den uni­so­no klar, dass es sich dabei um eine kom­mu­na­le Pflicht­auf­ga­be han­de­le, wel­che auch trotz knap­per finan­zi­el­ler Aus­stat­tung der Kom­mu­nen erfüllt wer­den müs­se. Durch die im Grund­ge­setz ver­an­ker­te Gesetz­mä­ßig­keit der Ver­wal­tung haben die ver­ant­wort­li­chen Behör­den kei­ne Alter­na­ti­ve zur bedarfs­ge­rech­ten Pla­nung und Aus­ge­stal­tung des Betreu­ungs­an­ge­bots. Ver­ant­wort­lich für die Bedarfs­pla­nung ist allei­nig das Jugend­amt, wel­ches mit Unter­stüt­zung der Ein­rich­tungs­trä­ger als „Erfül­lungs­ge­hil­fen“ für die bedarfs­ge­rech­te Ver­sor­gung und die Gewäh­rung des Rechts­an­spru­ches auf die durch­gän­gig sie­ben­stün­di­ge Betreu­ung Sor­ge zu tra­gen hat. „Die Bedarfs­pla­nung ist nicht gut, wenn jedes Kind einen Platz hat, son­dern wenn Plät­ze frei blei­ben — als Puf­fer für Unvor­her­ge­se­he­nes“, so Andre­as Win­hel­ler zur Rele­vanz aus­rei­chen­der Kita­plät­ze. „Ansprech­part­ner und Rechts­an­spruchs­geg­ner für uner­füll­te Betreu­ungs­be­dar­fe ist dabei aber immer das zustän­di­ge Jugend­amt, nicht der Trä­ger oder die Kita-Leitung“.


Kon­kre­te Vor­schrif­ten, wie die Ermitt­lung der Betreu­ungs­be­dar­fe statt­zu­fin­den hat, gibt es nicht. Die direk­te Befra­gung der Eltern, im Ide­al­fall über die Kita, wird als unver­zicht­bar ange­se­hen. Neben der aus­rei­chen­den Platz­an­zahl beinhal­tet eine ziel­ge­rich­te­te Bedarfs­pla­nung auch die an den Bedürf­nis­sen der Fami­li­en bemes­se­ne Dau­er der Betreu­ung. Die Befra­gung der Eltern ist aller­dings nur einer von vie­len Bau­stei­nen. Auch Struk­tur­da­ten wie z.B. Alters­struk­tur und Neu­bau­ge­bie­te einer Kom­mu­ne spie­len eine wesent­li­che Rol­le. Die Bedarfs­pla­nung sei nie per­fekt und sie decke auch nie 100 % der Bedürf­nis­se ab. Eine regel­mä­ßi­ge Über­prü­fung, wie sich die Pla­nung mit der Rea­li­tät decke, sei den­noch unab­ding­bar. „Die Ver­tre­ter der Kreis- und Stadt­el­tern­aus­schüs­se haben die Mög­lich­keit, ent­spre­chen­de Anträ­ge in die Jugend­hil­fe­aus­schüs­se ein­zu­brin­gen, soll­te das Vor­ge­hen nicht ord­nungs­ge­mäß und trans­pa­rent sein“, führ­te Win­hel­ler wei­ter aus.


Wäh­rend der Ver­an­stal­tung ging eine gro­ße Men­ge an Fra­gen, ins­be­son­de­re über den Chat, ein. Die­se waren eben­falls inhalt­lich sehr breit gestreut. Neben Fra­gen zur Finan­zie­rung von Ver­tre­tungs­per­so­nal, über die Rege­lung der Min­dest­be­dar­fe zur Bil­dung einer Betreu­ungs­ko­hor­te bis hin zur Fra­ge, ob es tat­säch­lich einen gesetz­lich vor­ge­schrie­be­nen Tag für die Rei­ni­gung des Spiel­zeugs durch die Fach­kräf­te gäbe, waren annä­hernd alle The­men aus dem Kita-Umfeld vertreten.

„Wir kön­nen hier heu­te Abend lei­der nicht alle Fra­gen beant­wor­ten, das wür­de den Rah­men spren­gen. Die Kreis- und Stadt­el­tern­aus­schüs­se sind aber Ansprech­part­ner für Eltern, Fach­kräf­te und Trä­ger. Nicht nur bei Eltern bestehen noch Wis­sens­lü­cken zu den gesetz­li­chen Rege­lun­gen. Gemein­sam gilt es, die­se flä­chen­de­ckend zu schlie­ßen“, stell­te Gor­don Amu­ser, stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der des Lan­des­el­tern­aus­schus­ses RLP, abschlie­ßend fest. Karin Graeff in ihrer Funk­ti­on als Vor­sit­zen­de des LEA RLP ver­ab­schie­de­te Teil­neh­men­de und Refe­rie­ren­de nach gut drei Stun­den. „Wir möch­ten allen Betei­lig­ten des heu­ti­gen Abends unse­ren Dank aus­spre­chen. Das gro­ße Inter­es­se und die vie­len Fra­gen zei­gen, dass es für uns alle noch eini­ges zu tun gibt. Nur gemein­sam kön­nen wir das Kita-Sys­tem vor dem Kol­laps bewah­ren. Wir dür­fen kei­ne Zeit verschwenden!“

KREISELTERNAUSSCHUSS SÜDLICHE WEINSTRASSE NEU KONSTITUIERT

Bereits Mit­te Dezem­ber fand die Voll­ver­samm­lung des Kreis­eltern­aus­schus­ses Süd­li­che Wein­stra­ße (KEA SÜW) mit Neu­wah­len statt. Der KEA SÜW besteht aus den Dele­gier­ten der 76 Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen im Land­kreis und wählt alle zwei Jah­re sei­nen Vor­stand sowie die Dele­gier­ten für den Lan­des­el­tern­aus­schuss (LEA RLP). Zu die­sem Zweck ver­sam­mel­ten sich auf Ein­la­dung des Kreis­ju­gend­am­tes 66 wahl­be­rech­tig­te Dele­gier­te sowie wei­te­re inter­es­sier­te Eltern im Casi­no des Kreishauses.

Inhalt der Ver­an­stal­tung waren neben den Neu­wah­len die Vor­stel­lung der Auf­ga­ben des KEA und der LEA-Dele­gier­ten durch das Kreis­ju­gend­amt sowie der Jah­res­be­richt des bis­he­ri­gen Vor­stan­des. In die­sem stell­te Chris­ti­an Stre­cker, Vor­sit­zen­der des KEA SÜW, die Akti­vi­tä­ten des ver­gan­ge­nen Jah­res vor. Neben den gesetz­li­chen Auf­ga­ben, wie z.B. der Bera­tung und Unter­stüt­zung der Eltern­aus­schüs­se oder der Mit­wir­kung im Jugend­hil­fe­aus­schuss zu Kita-rele­van­ten The­men, führ­te der KEA u.a. eine Umfra­ge zum Stim­mungs­bild unter allen Eltern, Fach­kräf­ten und Trä­gern durch. Zudem wur­de sich inten­siv mit dem The­ma Fach­kräf­te­man­gel beschäf­tigt. Mit einer an dem Fach­kräf­te­kom­pen­di­um ange­lehn­ten Aus­ar­bei­tung zu Hand­lungs­mög­lich­kei­ten vor Ort, haben Eltern nun eine über­sicht­li­che Samm­lung von Ideen und Rah­men­be­din­gun­gen an der Hand. Abschlie­ßend bedank­te sich der bis­he­ri­ge Vor­sit­zen­de bei den schei­den­den Vor­stands­mit­glie­dern, allen enga­gier­ten Fach­kräf­ten, Trä­gern, Eltern und dem Kreis­ju­gend­amt für die gute Zusam­men­ar­beit der letz­ten bei­den Jahre.

In der anschlie­ßen­den Wahl wähl­ten die KEA-Dele­gier­ten fol­gen­de Per­so­nen in den Vor­stand für die Wahl­pe­ri­ode 2023–2025: Gre­gor Bau­er (Schweig­ho­fen), Anja Bur­ger (Ann­wei­ler), Sebas­ti­an Christill (Mai­kam­mer), Jaque­line Gabri­el (Ram­berg), Tim Göh­rig (Dör­ren­bach), Susan­ne Hub­ral (Bad Bergza­bern), Danie­la Jor­dan (Queich­ham­bach), Sarah Leh­nert (Ins­heim), Chris­ti­an Stre­cker (Ober­ot­ter­bach) und Jas­min Von­nie­da (Frei­mers­heim). Die Voll­ver­samm­lung wähl­te außer­dem zu Dele­gier­ten im Lan­des­el­tern­aus­schuss: Danie­la Jor­dan, Chris­ti­an Stre­cker, Sarah Leh­nert (stellv.) und Jas­min Von­nie­da (stellv).

In der kon­sti­tu­ie­ren­den Sit­zung unter Lei­tung des Jugend­am­tes Mit­te Janu­ar bestä­tig­te die KEA-Vor­stand­schaft im Wahl­ver­fah­ren Chris­ti­an Stre­cker in sei­ner Funk­ti­on als Vor­sit­zen­den, der eben­falls künf­tig die Eltern­in­ter­es­sen im Jugend­hil­fe­aus­schuss ver­tre­ten wird. Als sei­ne Stell­ver­tre­te­rin­nen wur­den Danie­la Jor­dan (Vor­sitz) und Sarah Leh­nert (Jugend­hil­fe­aus­schuss) beru­fen. Inhalt­lich hat das Gre­mi­um in neu­er Kon­stel­la­ti­on bereits Ideen ent­wi­ckelt, wel­che The­men im kom­men­den Jahr behan­delt bzw. ver­tieft wer­den sol­len. Bei­spiels­wei­se sol­len die Ergeb­nis­se der Umfra­ge als Basis für die gemein­sa­me Ver­bes­se­rung der Rah­men­be­din­gun­gen für Eltern, Fach­kräf­te und Kin­der genutzt wer­den. Dar­über hin­aus wird es eine Arbeits­grup­pe geben, die sich mit dem The­ma Inklu­si­on beschäf­ti­gen wird. Wei­ter­hin ein gro­ßer Anteil der Arbeit wird die Auf­klä­rung der Eltern sein. Gera­de hin­sicht­lich bedeu­ten­der The­men wie zum Bei­spiel der Bedarfs­pla­nung zeigt sich noch gro­ßer Auf­klä­rungs- und Bera­tungs­be­darf in der Eltern­schaft. Mit der neu gewon­nen Fach­kom­pe­tenz aus den Rei­hen der Fach­kräf­te und Trä­ger in Per­son von Jas­min Von­nie­da und Anja Bur­ger, ist der KEA-Vor­stand nun auch mit Exper­ten-Wis­sen aus den Rei­hen der Kita-Ver­ant­wort­li­chen ausgestattet. 

„Ich freue mich sehr auf die kom­men­den zwei Jah­re. Wir sind sehr breit auf­ge­stellt, neben den päd­ago­gi­schen Exper­tin­nen haben wir mit Tim und Gre­gor zwei wei­te­re sehr erfah­re­ne Eltern­ver­tre­ter hin­zu­ge­won­nen. Wir alle star­ten hoch moti­viert in die neue Amts­zeit.“ so das Fazit des Vor­sit­zen­den. Auch Danie­la Jor­dan zieht ein posi­ti­ves Resü­mée aus den Neu­wah­len des KEA-Vor­stan­des: „Die Stim­mung in der neu­en Kon­stel­la­ti­on ist sehr gut! Nicht nur fach­lich, son­dern auch auf per­sön­li­cher Ebe­ne passt das zusammen!“ 

Der KEA star­tet direkt mit zwei Infor­ma­ti­ons­aben­den in die neue Wahl­pe­ri­ode: Neben der Info­ver­an­stal­tung zum The­ma Bedarfs­pla­nung vom 19. Janu­ar fin­det am 26. Febru­ar eine Online-Schu­lung zu den Grund­la­gen der Eltern­mit­wir­kung statt.

LEA RLP: EIN SCHLIMMES JAHR LIEGT HINTER UNS

MAINZ. Das Kita-Sys­tem leis­tet noch immer nicht das, was Fami­li­en brau­chen. Was Kin­dern, Eltern und Fach­kräf­ten 2023 zuge­mu­tet wur­de, darf sich im kom­men­den Jahr auf kei­nen Fall fortsetzen.

Es gibt noch immer zu weni­ge Kita-Plät­ze. Spon­ta­ne sowie lang­an­dau­ern­de Kür­zun­gen der Öff­nungs­zei­ten oder Schlie­ßun­gen gan­zer Kita-Grup­pen sind an der Tages­ord­nung. Und wenn Eltern das nicht kom­men­tar­los hin­neh­men und auf mög­li­che Lösungs­we­ge hin­wei­sen, droht kur­zer­hand der Ver­lust der Betreu­ungs­ver­trä­ge für ihre Kin­der. Statt der beab­sich­tig­ten Inklu­si­on wer­den immer mehr Kin­der, die aus der Rei­he tan­zen, aus Kitas aus­ge­schlos­sen. Ver­brief­te Eltern­rech­te wer­den immer noch von zu vie­len Akteu­rin­nen und Akteu­ren als unver­bind­li­che Ver­hal­tens­emp­feh­lun­gen betrach­tet, die selbst­herr­lich miss­ach­tet wer­den, wenn es beque­mer ist.

Die­se Zustän­de sind untrag­bar. Alle Ver­ant­wort­li­chen müs­sen umge­hend han­deln, um die Situa­ti­on im Kita-Sys­tem auf den Weg in die rich­ti­ge Rich­tung zu brin­gen. Dazu müs­sen alle Kita-Akteu­rin­nen und ‑Akteu­re Unan­nehm­lich­kei­ten auf sich neh­men. Dass aber unse­re Kin­der wei­ter­hin unter den Ver­säum­nis­sen der Ver­gan­gen­heit lei­den, muss aufhören!

Eini­ge Kom­mu­nen und Trä­ger bewei­sen, dass die Schaf­fung geeig­ne­ter Rah­men­be­din­gun­gen für eine ver­läss­li­che und för­dern­de Kin­der­be­treu­ung mög­lich ist. Auch die Finanz­sprit­ze durch das Kita-Kraft­pa­ket des Lan­des ist ein hilf­rei­cher Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Aber das Kita-Sys­tem braucht noch vie­le wei­te­re Schrit­te – und zwar schnell. Kom­mu­nen müs­sen ihre Ver­ant­wor­tung wahr­neh­men, den Kita-Aus­bau vor­an­trei­ben und das Land muss sie dabei aus­rei­chend finan­zi­ell unter­stüt­zen. Jugend­äm­ter müs­sen end­lich dar­auf hin­wir­ken, dass alle Mög­lich­kei­ten aus­ge­schöpft wer­den, die das KiTa-Gesetz im Rah­men der Per­so­nal­aus­stat­tung der Kitas bietet.

Selbst­ge­schaf­fe­ne Hür­den wie die Beschrän­kung der Aus­zu­bil­den­den, der Ver­wal­tungs- und Haus­wirt­schafts­kräf­te sowie bei der Beschaf­fung des für den Sozi­al­raum benö­tig­ten Mehr­per­so­nals müs­sen drin­gend abge­baut wer­den. Das Lan­des­ju­gend­amt muss hin­rei­chend fle­xi­bel auf her­aus­for­dern­de Situa­tio­nen vor Ort ein­ge­hen und Lösun­gen im Sin­ne der Fami­li­en und Fach­kräf­te finden.

Aber allem vor­an soll­te die Ver­ant­wor­tungs­ge­mein­schaft gemein­sam Hin­der­nis­se und Blo­cka­den aus dem Weg räu­men, statt sich dar­über zu strei­ten, wer die­se geschaf­fen hat. Das Fazit der LEA-Vor­sit­zen­den Karin Graeff: „Das kom­men­de Jahr 2024 muss deut­lich bes­ser wer­den als das ver­gan­ge­ne, denn Kind­heit lässt sich nicht wie­der­ho­len. Dazu müs­sen wir alle schnel­ler und lösungs­ori­en­tier­ter wer­den – und wir müs­sen die Geset­ze als ver­bind­li­che Grund­la­ge für unse­re Zusam­men­ar­beit akzep­tie­ren.“ (Quel­le: Lan­des­el­tern­aus­schuss der Kitas Rheinland-Pfalz)